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Nicht alles, was wie eine Aufgabe aussieht, ist auch eine Aufgabe

Egal ob du mit To-do-Listen arbeitest, einem Whiteboard oder digitalen Tools wie ClickUpAsanaTrello und Monday.com  – nicht alles, was irgendwo als Aufgabe notiert wird, ist auch tatsächlich eine.

Viele Einträge sind zu vage, zu groß oder schlicht noch nicht entscheidbar. Was auf den ersten Blick wie eine Aufgabe aussieht, ist in Wirklichkeit nur eine Idee, ein Thema, ein Ziel, ein Projekt oder eine offene Entscheidung. Und genau das bringt jedes System aus dem Takt.

Unklare Aufgaben erzeugen Reibung, machen Systeme schwerfällig und kosten Fokus, Energie und Zeit. Sie laden sich auf mit offenen Fragen und mentalem Ballast, der im Alltag mitläuft, obwohl du längst mit etwas anderem beschäftigt bist.

Die Ursache: Uns fehlt oft ein gemeinsames Verständnis davon, was eine echte, umsetzbare Aufgabe eigentlich ist. Und genau darum geht es in diesem Artikel. Du erfährst, woran du gute Aufgaben erkennst, wie du typische Stolperfallen vermeidest – und wie du auch vage Punkte so formulierst, dass sie dich nicht mehr blockieren, sondern wirklich in Bewegung bringen.

Merkmale: Woran du echte Aufgaben erkennst

Eine Aufgabe ist eine abgeschlossene Einheit von Arbeit, die klar formuliert und direkt umsetzbar ist. Sie ist so strukturiert, dass eine einzelne Person sie in einem absehbaren Zeitraum vollständig erledigen kann.

Vier Merkmale machen aus einem Eintrag eine echte Aufgabe:

1. Eine verantwortliche Person

Die Aufgabe ist genau einer Person zugewiesen – nicht einem Team oder einer Gruppe.

2. Ein konkretes Ergebnis

Am Ende steht ein klar erkennbares Ergebnis, das überprüfbar erledigt ist.

3. Ein zeitlicher Rahmen

Die Aufgabe ist zeitlich eingeordnet – etwa durch eine Deadline oder einen groben Bezugspunkt.

4. In einer Sitzung machbar

Die Aufgabe ist klein genug, um in einer Sitzung (ca. 30–90 Minuten) erledigt zu werden.

Fehlt eines dieser Elemente, handelt es sich oft nicht um eine Aufgabe – sondern um ein Thema, ein größeres Arbeitspaket, ein Projekt oder eine offene Entscheidung.

Was keine Aufgabe ist, obwohl es oft so aussieht

Manche Punkte sehen auf den ersten Blick aus wie Aufgaben, sind aber in Wirklichkeit etwas ganz anderes. Sie erfüllen nicht die Merkmale, die eine Aufgabe direkt bearbeitbar machen. Wenn solche Einträge in deinem System landen, entsteht Stillstand statt Fortschritt.

Diese fünf Typen kommen besonders häufig vor:

1. Ideen

Das sind Gedanken, Impulse oder Möglichkeiten, die dir unterwegs einfallen: „Könnte man mal machen“, „Das wäre spannend“, „Vielleicht ausprobieren“.
Wertvoll für den kreativen Prozess, aber (noch) keine Aufgabe. Wenn sie im System wie Aufgaben behandelt werden, erzeugen sie Druck ohne Handlungsmöglichkeit.

→ Beispiel: „Instagram-Strategie testen“, „Rebranding überlegen“

2. Ziele

Ziele beschreiben einen gewünschten Zustand in der Zukunft – aber keinen konkreten nächsten Schritt. Sie sind strategisch wichtig, gehören aber nicht in die Aufgabenliste.

→ Beispiel: „Mehr Reichweite“, „10.000 Follower“, „Umsatz verdoppeln“

3. Offene Entscheidungen

Solange du oder jemand anderes noch überlegen muss, wie es weitergeht, lässt sich nichts tun. Entscheidungspunkte blockieren oft die Umsetzung, wenn sie als Aufgaben notiert werden.

→ Beispiel: „Tool auswählen“, „Entscheiden, ob wir das abgeben“

4. Themenblöcke oder Sammelbezeichnungen

Diese Punkte stehen für ganze Bereiche oder Aufgabenbündel, aber ohne klaren Arbeitsauftrag. Sie sind oft zu allgemein oder zu umfangreich, um einfach loslegen zu können. Solange sie so im System stehen, bleiben sie vage und wandern oft von Woche zu Woche weiter.

→ Beispiel: „Onboarding“, „Marketing überarbeiten“, „Buchhaltung“, „Follow-up vorbereiten“

3. Projekte

Diese Punkte sehen Aufgaben auf den ersten Blick verblüffend ähnlich – haben aber in Wirklichkeit mehrere Schritten, Beteiligte oder Entscheidungen. Sie neigen dazu dein System zu blockieren, wenn du sie nicht erkennst, weil du keinen Einstieg findest.

→ Beispiel: „Angebot erstellen“, „Launch vorbereiten“, „Blogartikel schreiben“

Warum klare Aufgaben entscheidend sind

Wenn Einträge im System keine echten Aufgaben sind, also die nötigen Merkmale nicht erfüllen, passiert Folgendes:

  • Sie werden aufgeschoben
  • Es gibt Rückfragen oder Missverständnisse
  • Dinge werden doppelt gemacht

Das kostet Zeit, Nerven und Fokus. Solche Mikrounklarheiten wirken harmlos – aber sie summieren sich. Sie erzeugen einen unterschwelligen mentalen Ballast, der im Hintergrund weiterläuft, auch wenn du längst an etwas anderem arbeitest. Genau das macht den Alltag zäh: Du musst Dinge mehrfach anschauen, Entscheidungen aufschieben oder gerätst in Rückfragen – nicht nur in Abstimmung mit anderen, sondern auch mit dir selbst. Du fragst dich zum Beispiel: Was war damit nochmal gemeint? Habe ich dafür schon alles? Oder: Wo habe ich mir das notiert?

In digitalen Tools wird das besonders sichtbar: Listen füllen sich mit unklaren Punkten, Boards werden unübersichtlich. Das System, das dich eigentlich entlasten soll, fühlt sich plötzlich wie eine Baustelle an und du schaust schon nach dem nächsten Tool.

Die Ursache liegt selten im Tool. Sie liegt in den Aufgaben. Oder genauer: darin, was du als Aufgabe behandelst.

Ein System kann nicht prüfen, ob eine Aufgabe sinnvoll formuliert ist. Es bildet nur ab, was du eingibst. Je unschärfer deine Aufgaben, desto mehr Pflege braucht das System – und desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass du es irgendwann meidest.

Umgekehrt gilt: Je klarer deine Aufgaben formuliert und abgegrenzt sind, desto leichter läuft dein ganzes System.

Wie du Aufgaben klar und umsetzbar formulierst

Was kannst du tun, wenn du in deinem Taskmanagement-System auf unscharfe, vage oder überladene Punkte stößt? Wie kommst du von einer Idee zu einem Eintrag, mit dem du direkt arbeiten kannst?

In den folgenden Abschnitten findest du zu jedem Merkmal praktische Hinweise und Beispiele, die dir das Formulieren klarer Aufgaben erleichtern. Je konsequenter du diese Fragen anwendest, desto klarer wird dein System – und desto leichter läuft die Umsetzung.

Wer ist verantwortlich?

Aufgaben sollten immer genau einer Person zugewiesen sein – nicht einem Team, nicht einer Gruppe. Und wenn du selbst zuständig bist, lohnt es sich zu überlegen, in welcher Rolle du diese Aufgabe ausführst – zum Beispiel als Marketingverantwortliche/r, Admin oder Kundenbetreuer. Diese Perspektive hilft dir dabei, ähnliche Aufgaben zu bündeln und Rollen zu festen Zeitfenstern zusammenzufassen. Und sie schafft die Grundlage dafür, später gezielt zu delegieren, weil du erkennst, welche Rollen dich stark auslasten und was du nicht dauerhaft selbst tragen willst.

Das ist nicht nur hilfreich für Time-Blocking oder Ressourcenplanung. Es ist auch eine wichtige Grundlage für wachstumsfähige Arbeitsteilung. Denn du kannst nur dann sinnvoll delegieren, wenn du vorher verstanden hast, welche Aufgaben aus welcher Rolle heraus entstehen und welche du in Zukunft nicht mehr selbst tragen willst.

Was ist das konkrete Ergebnis?

Was soll am Ende fertig sein? Das Ergebnis muss sichtbar oder überprüfbar sein. Nur dann ist klar, wann etwas wirklich erledigt ist. Vielleicht hast du schon mal den Begriff „Definition of Done“ gehört. Damit ist eine kurze Beschreibung gemeint, woran man erkennt, dass etwas wirklich fertig ist – also abgeschlossen und übergabefähig. Solche Kriterien helfen besonders, wenn mehrere Personen zusammenarbeiten oder du Aufgaben an andere übergibst.

Beispiel: Statt „Tools recherchieren“ → „drei Anbieter für Rechnungstools vergleichen und Kurznotiz erstellen“
Beispiel: Statt „Termin abstimmen“ → „Terminvorschläge an Person X schicken“

Bis wann?

Nicht jede Aufgabe braucht ein fixes Datum – aber sie braucht eine zeitliche Orientierung. Denn ohne Kontext kannst du nicht einschätzen, wie dringend oder wichtig etwas ist – und folglich auch nicht priorisieren.

Ein grober Rahmen wie „diese Woche“ oder „vor dem Launch“ reicht oft schon, um Aufgaben richtig einzuordnen. Fehlt dieser Bezug, poppen Aufgaben ständig wieder auf oder rutschen ewig durch die Listen. Besonders vage Formulierungen wie „bald“ oder „bei Gelegenheit“ sorgen dafür, dass du sie immer wieder siehst – ohne je wirklich damit anzufangen.

Ist das in einer Sitzung machbar?

Wenn du eine Aufgabe nicht in einem überschaubaren Zeitblock erledigen kannst, ist sie wahrscheinlich zu groß. Das führt dazu, dass du immer wieder neu ansetzt, Dinge dazwischenkommen – oder du gar nicht erst anfängst.

Deshalb lohnt sich der Check:
Kann ich das in einem Rutsch abarbeiten – oder müsste ich mehrere Etappen planen?

Viele Aufgaben lassen sich leichter umsetzen, wenn du sie aufteilst. Nicht, weil sie falsch wären, sondern weil dein Gehirn einfach besser arbeitet, wenn du weißt: Das dauert eine Stunde, dann ist es erledigt.

Wie konkret muss eine Aufgabe formuliert sein?

Eine gute Aufgabe heißt nicht: alles bis ins letzte Detail ausschreiben. Es geht nicht um Bürokratie – sondern darum, dass klar ist, was zu tun ist.

Die Faustregel lautet:
Kann jemand anders (oder dein Zukunfts-Ich) die Aufgabe direkt umsetzen – ohne Rückfrage oder Grübeln?

Wenn du später darüber nachdenken musst, was du eigentlich meintest, kostet das Energie. Ein kurzer Satz mit einem klaren Ergebnis reicht meist völlig, z. B. „Text final freigeben“, nicht „Text überarbeiten“.

Wenn du für dich selbst arbeitest, darf das gerne pragmatisch bleiben. Aber sobald du Aufgaben übergibst, ist Klarheit Pflicht – nicht Kür.

Und keine Sorge: Das ist Übungssache. Am Anfang erfordert es etwas mehr Aufmerksamkeit, aber je öfter du die Prinzipien anwendest, desto natürlicher wird es.

Was tun mit Aufgaben, die (noch) nicht umsetzbar sind?

Nicht jede Aufgabe ist sofort umsetzbar. Vielleicht fehlt dir eine Rückmeldung, eine Entscheidung oder einfach noch die nötige Information, um loszulegen.

Solche Aufgaben sind zwar prinzipiell richtig im System, aber sie gehören nicht in deine aktive Aufgabenliste. Denn dort blockieren sie dich: Du siehst sie immer wieder, kannst aber nichts tun. Das kostet Fokus und Energie.

Stattdessen solltest du solche Punkte gezielt parken, zum Beispiel in einem separaten Backlog oder einem Bereich wie „wartet auf“ oder „in Klärung“. So bleiben sie sichtbar, aber sie stehen dir nicht im Weg. Und du kannst regelmäßig prüfen, ob sie inzwischen entscheidbar geworden sind.


So bleibt dein System leicht und klar

Je besser deine Aufgaben definiert sind, desto leichter lässt sich dein System nutzen und desto mehr Energie bleibt für die eigentliche Arbeit. Du musst weniger nachdenken, weniger nachjustieren, weniger hinterherräumen. Statt dich durch unklare Punkte zu kämpfen, arbeitest du die Liste Stück für Stück ab – konzentriert, strukturiert, mit Fortschritt.

Und genau darum lohnt es sich, bei der Formulierung genauer hinzusehen: nicht als Extraaufwand, sondern als Abkürzung zur Umsetzung.

Ich bin gespannt auf deine Perspektive. Schreib’s gern in die Kommentare!

1 Gedanke zu „Nicht alles, was wie eine Aufgabe aussieht, ist auch eine Aufgabe“

  1. Liebe Eva,
    ich habe mir noch nie wirklich Gedanken darüber gemacht, wann etwas ein Projekt ist und wann eine Aufgabe. Projekte habe ich trotzdem immer in einzelne Arbeitsschritte unterteilt, und wenn ich es so vergleiche, waren es nach dieser Definition Aufgaben.. Danke für den Tipp die Aufgaben klarer zu beschreiben, was genau geschehen muss und Aufgaben, wo man auf Rückmeldung wartet in einer gesonderten Liste zu parken, denn sonst halten sie in der Tat den „Verkehr“ auf.
    Liebe Grüße
    Stephanie

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