2026 wird ein entscheidendes Jahr für Solo-Dienstleister:innen und kleine Agenturen. Vieles deutet darauf hin, dass sich die Art, wie sie arbeiten und ihre Angebote positionieren, in eine neue Phase bewegt.
Das Internet verändert sich: Menschen informieren sich anders, entscheiden anders und reagieren anders auf Angebote als noch vor wenigen Jahren. Wege zur Sichtbarkeit und Kundengewinnung, die lange verlässlich waren, entwickeln sich weiter.
Parallel wandelt sich die Arbeitsweise vieler Solo-Dienstleister:innen und Agenturen. Automatisierungen, neue Werkzeuge und veränderte Kundenerwartungen führen dazu, dass sich Abläufe, Rollen und Zusammenarbeit zunehmend neu ausrichten.
Die großen Veränderungen passieren dabei nicht vor aller Augen, sondern leise im Verborgenen. Vieles, was unseren Arbeitsalltag prägt, richtet sich im Hintergrund neu aus. Man hat das Gefühl, die Branche baut sich gerade im Untergrund komplett um.
Die folgenden Trends zeigen einige der Entwicklungen, die 2026 für Solo-Businesses und Agenturen besonders relevant werden könnten.
Social Media wird zu Interest Media
Social Media verändert sich schneller, als viele wahrnehmen. Während Feeds früher vor allem Inhalte von Menschen zeigten, denen wir bewusst folgten, werden heute immer mehr Beiträge algorithmisch ausgespielt. Aus „Social“ wird zunehmend „Interest Media“: Inhalte orientieren sich an Themeninteressen, nicht an Beziehungen.
Vielleicht hast du es selbst schon bemerkt: Beiträge von Freund:innen oder bekannten Kolleg:innen tauchen seltener auf, dafür aber sofort passender Content zu einem neuen Hobby, einem Produkt oder einer Frage, mit der du dich gerade beschäftigst. Die Plattformen reagieren nicht mehr auf soziale Verbindungen, sondern auf Verhaltenssignale.
Für Solo-Dienstleister:innen bedeutet das, dass organische Sichtbarkeit weniger berechenbar wird. Selbst hochwertige Beiträge erreichen oft nur einen Bruchteil der eigenen Follower, während Plattformen verstärkt Inhalte bevorzugen, die kurzfristiges Engagement erzeugen. Austausch wandert in kleinere Räume, und Reichweite hängt weniger davon ab, mit wem wir vernetzt sind, sondern davon, wie gut unser Content in bestimmte Themencluster passt.
Das heißt jedoch nicht, dass Beziehungen weniger wichtig werden – eher im Gegenteil. Je mehr Inhalte der Algorithmus sortiert, desto entscheidender wird das Vertrauen, das im direkten Austausch entsteht.
KI verändert die Wege zur Sichtbarkeit
Suchmaschinen befinden sich im größten Wandel seit Jahren. Google testet und erweitert KI-basierte Suchergebnisse, die Fragen direkt beantworten, ohne dass Nutzer:innen noch auf einzelne Websites klicken müssen. Statt einer Linkliste erscheint eine Zusammenfassung der wichtigsten Punkte – oft so ausführlich, dass der eigentliche Seitenaufruf entfällt.
Für viele Solo-Dienstleister:innen und Blogger:innen bedeutet das:
Klickzahlen gehen zurück, obwohl Inhalte weiterhin gesucht werden. Die Informationen werden gelesen – aber nicht mehr zwingend auf der eigenen Website. Sichtbarkeit verlagert sich damit zunehmend aus dem direkten Zugriff auf Inhalte hin zu einer übergeordneten Präsenz: Expertise, Erwähnungen, Empfehlungen und thematische Relevanz werden wichtiger als klassische SEO-Rankings.
Blogs bleiben wertvoll, aber weniger als Trafficquelle – und mehr als Ort für Tiefe, Qualität und Vertrauen.
Netzwerke gewinnen an Bedeutung
Während öffentliche Reichweite schwieriger planbar wird, gewinnen kleine Netzwerke an Bedeutung. Micro-Ökosysteme entstehen dort, wo sich einige wenige Dienstleister:innen gegenseitig kennen, empfehlen und in Projekten zusammenarbeiten. Statt auf große Audiences setzt sich zunehmend die Logik durch, dass wenige, dafür passende Kontakte verlässlicher wirken als breite Sichtbarkeit.
Viel Austausch verlagert sich dabei aus öffentlichen Feeds in private oder halbprivate Räume: direkte Nachrichten, kleine Mastermind-Gruppen, projektbezogene Chats oder persönliche Newsletter. Dort entstehen oft die Verbindungen, die über reine Sichtbarkeit hinausgehen und zu Empfehlungen oder gemeinsamen Projekten führen.
Für Solo-Dienstleister:innen bedeutet das: Sichtbarkeit entsteht nicht mehr nur durch Reichweite, sondern durch Zugehörigkeit zu kleinen, klar definierten Netzwerken. Wer in solchen Micro-Ökosystemen präsent ist, wird häufiger empfohlen — und oft mit sehr hoher Passung.
Multi-Skill-Projekte nehmen zu
Mit der wachsenden Komplexität vieler Projekte steigt der Bedarf an interdisziplinären Lösungen. Kund:innen suchen weniger nach Einzelleistungen und häufiger nach kleinen Teams, die verschiedene Kompetenzen nahtlos miteinander verbinden können – etwa Webdesign, Text, Branding, Strategie oder technische Umsetzung.
Für Solo-Dienstleister:innen und kleine Agenturen bedeutet das: Sie arbeiten zunehmend projektweise zusammen, oft in wechselnden Konstellationen. Niemand muss mehr „alles können“; im Gegenteil, Spezialisierung wird zum Qualitätsmerkmal. Die Stärke liegt in der Kombination – und in klar abgestimmten Rollen, Verantwortlichkeiten und Übergaben.
So entstehen flexible, kleine Agenturstrukturen ohne feste Bindung: Teams, die sich für ein Projekt formieren, gemeinsam liefern und sich danach wieder auflösen. Diese Form der Zusammenarbeit wird 2026 wichtiger, weil sie sowohl den Kundenerwartungen als auch den neuen Arbeitsweisen vieler Solos entspricht.
Technik wird zum Rückgrat der Zusammenarbeit
Je mehr Solo-Dienstleister:innen und Agenturen in projektbezogenen Teams zusammenarbeiten, desto wichtiger wird die technische Grundlage dieser Zusammenarbeit. Projektmanagement-Tools dienen längst nicht mehr nur der eigenen Organisation, sondern werden zur gemeinsamen Arbeitsfläche, auf der mehrere Gewerke gleichzeitig agieren können.
Die Komplexität vieler Projekte lässt sich ohne solche Tools kaum noch abbilden. Informationen, Dateien und Entscheidungen müssen an einem Ort zusammenlaufen, damit Übergaben klar bleiben und nichts auf dem Weg verloren geht. Automationen unterstützen dabei: Sie erinnern an Fälligkeiten, verschieben Aufgaben an die richtigen Personen oder sorgen dafür, dass wichtige Schritte nicht übersehen werden.
Für moderne Micro-Teams bedeutet das: Gute Zusammenarbeit entsteht nicht allein durch klare Absprachen, sondern auch durch eine technische Infrastruktur, die diese Absprachen trägt. PM-Tools, geteilte Workspaces und Automatisierungen werden zu stillen, aber entscheidenden Werkzeugen, die Kooperation erst wirklich reibungslos machen.

